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Vor 80 Jahren

Rehfelde, den 10. 11. 2018
(GS) Am 9. November 1938 demolierten organisierte faschistische Schlägertrupps im Deutschen Reich jüdische Geschäfte und setzten Gotteshäuser in Brand. Juden wurden misshandelt, verhaftet oder getötet. Strausberg bildete dabei keine Ausnahme.
Zu Beginn der 1930er Jahre wohnten knapp 70 Juden in Strausberg. Als Geschäftsinhaber, Händler, Anwälte u. a. gehörten sie zum gesellschaftlichen Leben der Stadt. Das änderte sich ab 1933 mit wachsender Verfolgung. Der Großteil von ihnen verließ in den Jahren darauf die Stadt. Die Wenigen noch Verbliebenen wurden in die faschistischen Todeslager verschleppt, die letzten am 13. April 1942.
Von der Liste der zu Deportierenden war der Schneider Moisy Fingergut gestrichen worden. Der am 25. November 1894 in der Ukraine Geborene war 1918 nach Chemnitz übergesiedelt und heiratete dort 1921 die Nichtjüdin Elsa Werner. Die sogenannte Mischehe hatte ihm vorerst das Leben gerettet. In Folge der Ereignisse vom November 1938 musste er jedoch sein selbständiges Gewerbe aufgeben. Seinen Lebensunterhalt fristete er anschließend durch einen Arbeitseinsatz in der Landwirtschaft in Mallnow bei Lebus. Anfang 1940 wurde er in das Arbeitseinsatzlager Garzau überstellt. Im Juli 1941 gelang es ihm, die schwere Tätigkeit auf dem Garzauer Gut hinter sich zu lassen und eine Arbeit bei Schneidermeister Kregel in der Großen Straße 24 in Strausberg aufzunehmen. Seine Wohnung befand sich gegenüber in der Großen Straße 61. Dort wurde er am 27. Februar 1943 verhaftet und nach Auschwitz verbracht, wo er am 25. August 1943 ermordet wurde.
Ihm, dem ehemaligen Insassen des Garzauer Zwangsarbeiterlagers gedachten die Mitglieder der Geschichtswerkstatt Rehfelde besonders, als sie am 9. November in Strausberg an der Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer der Pogromnacht am ehemaligen jüdischen Friedhof nahe der Fähre teilnahmen.
 
 

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