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Eine rote Linie - Gedanken zum Volkstrauertag

Rehfelde, den 19. 11. 2012

(BH) „Bis hierher und nicht weiter!“ - diese Botschaft versteht man, ob sie streng oder spaßig gemeint ist und erkennt, dass eine gedachte, vielleicht rote Linie, nicht zu überschreiten sei.

Ein spielerischer Kampf kann zu einem tränenreichen Ende führen, ein ernster Angriff zu Beschädigung, Verletzung oder gar Tod. Als Frau Rettig, Pfarrerin i.R. mit Gleichnissen aus dem Verhalten von Kindern im Streit und Tatsachen aus der Geschichte einen eindringlichen Appell an uns Lebende zur Wachsamkeit und Bedachtsamkeit dem Leben gegenüber aussprach, wanderten meine Gedanken zu Verstorbenen und besonders zu gewaltsam ums Leben gekommenen Menschen.

Wir Erwachsene haben eine gewaltige Aufgabe, aus der Vergangenheit zu lernen, mit unseren Kindern und Enkeln zu sprechen und wachsam gegenüber Verhärtung in den Herzen und im Handeln zu sein. Das unterstrich auch Bürgermeister Reiner Donath und ging auf sinnlose Brutalität im Alltag ein. Die Schülerinnen  Janine Wolf und Anna Steinke aus der 6b der Grundschule Rehfelde lasen beeindruckende Worte, welch großes Leid Menschen erdulden mussten. Ihre Lehrerin Frau Glashagen umrahmte die Schülerworte mit Musik, die berührte. Wer den Kranz der Gemeinde am Gedenkstein für die Toten sieht wird erkennen, dass es für Bürger und Gemeindevertreter ein jährliches Bedürfnis sein sollte, der Toten von Krieg und Gewalt zu gedenken.

Am letzten Leseabend in Werder las Frau Rettig Christa Wolfs Werk “August“ vor. Beschrieben werden die Empfindungen eines Fast-Rentners, dessen Gedanken in seine Kindheit abschweifen - die Mutter auf der Flucht verloren und als Waise und lungenkrankes Kind in einem provisorischen Krankenhaus untergebracht. Beeindruckend ist, wie Kindersinnlichkeit und Erwachsensein bildhaft beschrieben sind. Das einfache Glück des Seins, ein solches Geschenk als Lebenssinn zu sehen, hat die Autorin großartig beschrieben.

Der Inhalt dieser Lebensgeschichte und die vielen ähnlichen Geschichten von Opfern, die Krieg und Gewalt kennenlernten und leider noch erleiden müssen, rühren an Herz und Verstand, für ein friedliches Leben einzutreten. Das kann man tun, indem man Literatur als seelische Nahrung begreift und ein gemeinsames Gedenken als Möglichkeit sieht, sich mit anderen nachdenklichen Menschen ein gemeinsames Erlebnis zu schaffen.

Wenn am 08. Januar 2013 wieder ein Leseabend in Werder stattfindet und Frau Rettig mit ihrer wie dafür geschaffenen Vorlesestimme alle Teilnehmer beeindruckt, bin ich wieder dabei und wenn im nächsten November wieder meiner im II. Weltkrieg gefallenen und vermissten Angehörigen gedacht wird, reihe ich mich ein und bin dankbar, dass es diese Termine gibt.

 

Bilder vom Gedenken auf dem Friedhof Rehfelde --> hier

 

Bild zur Meldung: Eine rote Linie - Gedanken zum Volkstrauertag

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