Erinnerungen an den 30 jährigen Krieg

Für unsere Region war mit Beginn des Krieges, am 23. Mai 1618,  zunächst noch kein Einschnitt verbunden, denn der damalige Landesherr Georg Wilhelm von Brandenburg (seit1619, reg. bis 1640) verhielt sich abwartend, da er, obwohl protestantisch, sich gleichzeitig als Kurfürst dem katholischen deutschen Kaiser verpflichtet fühlte. Diese Unentschlossenheit lud Freund und Feind dazu ein, sich auf seinem Territorium Gefechte zu liefern. Mit der Neutralität Brandenburgs war es spätestens dann vorbei, als Georg sich zu Gunsten seines Schwagers, des Schwedenkönigs Gustav II Adolf (Wasa) erklären musste, der ungefragt durch Brandenburger Gebiet marschierte. Mit der Belagerung von Frankfurt (Oder), Auslieferung der Feste Spandau an den Verbündeten (!) sowie den Schlachten von Werben (Elbe) 1631 und Wittstock/Dosse 1636 kam der Krieg unserer Gegend bedenklich nahe. siehe auch Seite 17 des DD 5/2018 

 

Die Zinndorfer Chronik berichtet dazu:

 

1618 wurde Europa mit Krieg überzogen. Auch Zinndorf wurde wiederholt gebrandschatzt. In Protokollen aus den Jahren 1630 bis 1634 ist vermerkt, dass 13 der normalerweise über 60 bewirtschafteten Hufe wüst waren und ein Kossätenhof abgebrannt sei. Außerdem hätten „Gristowische Reuter“ – wahrscheinlich ein Reitertrupp, der dem aus Mecklenburg stammenden Henning von Gristow unterstand – die Kirche aufgebrochen und sie ausgeplündert.

Sage aus dem 30-jährigen Krieg zu Zinndorf

Als die Heere im 30-jährigen Krieg gegen Strausberg zogen, lagerten sie lange Zeit auch in der Nähe von Zinndorf. Sie quälten die armen Einwohner unmenschlich. Da kam ein alter Mann auf den Gedanken, sich als Spukgestalt zu verkleiden und die Feinde in Schrecken zu versetzten, damit die Not ein Ende nähme.

Als es dunkel wurde, kamen einige Soldaten ins Dorf und schlichen durch die abgebrannten Höfe, in der Hoffnung, doch noch Beute zu finden. Unverrichteter Dinge zogen sie jedoch grölend und fluchend ab. Dabei mussten sie auch über das Mühlenfließ. Als sie gerade auf der Brücke waren, sprang der Alte hervor, drohte mit einer Heugabel und stieß schauerliche Schreie aus. Im gleichen Moment erhob sich ein fürchterliches Unwetter mit Blitz und Donner. Die Soldaten waren ob dieser gräulichen Vorgänge starr vor Angst und Schrecken, so dass sie sich nicht mehr von der Stelle rühren konnten. Nur einer entkam. Er war schon vor den Anderen aus dem Dorf abgezogen, weil ihn das Gewissen ob der Grausamkeiten seiner Kumpanen plagte.

Als er ins Lager zurück kam und den Vorfall schilderte, wurde das Lager aufgehoben und näher an die Stadt verlegt.

Von da an blieb das Dorf von Plünderungen verschont. Noch heute steht in der unmittelbaren Nähe des Mühlenfließ eine Gruppe alter Eichen. Es wird erzählt, dass dies die erstarrten Soldaten sind.

1631 sollen zehn Zinndorfer zum Schanzenbau nach Berlin. Doch das wird hinfällig, nachdem der Schwedenkönig Gustav Adolf Berlin einnimmt. 1648 ist der Krieg zu Ende und fast zwei Drittel der Zinndorfer haben ihr Leben verloren. Es war ein Krieg mit Unterbrechungen, aber von europäischer Dimension, der sich als Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Protestanten präsentierte. Er war aber auch ein erbitterter und erbarmungsloser Krieg um Macht und Einfluss. Die Zählung von 1652 verdeutlicht die Verluste: zwei der drei Fünfhufhöfe, sechs der sieben Vierhufhöfe, zwei der vier Dreihufhöfe und einer der neun Kossätenhöfe waren unbewohnt. In der nächsten Erhebung werden alle 61 Hufe wieder als „schoßbar“, also abgabepflichtig vermerkt. Hundert Jahre sollte es dauern bis sich die Region einigermaßen von den Folgen des Krieges erholt hatte. Unwetter, Mäuse- und Insektenplagen erschwerten die schon ohnehin harte Arbeit und auch das Amt Rüdersdorf machte es den Dorfbewohnern nicht leicht.

In der Chronik von Alexander Giertz ist zu lesen:

 

Zu Toten und Verwundeten, Hungersnot und Teuerung infolge von Kontribution und Plünderung traten Krankheiten und Seuchen. Alexander Giertz schrieb dazu über Petershagen und Eggersdorf auf Seite 468, vor allem gestützt auf Strausberger Chronisten:

 

„Mit nicht gerade großen Pausen gingen von 1626 bis 1640 wilde Kriegsstürme über unser Ländchen – mit einer Hartnäckigkeit und 14-jährigen Regelmäßigkeit wie nie zuvor. Städte wurden vollständig ausgesogen und die Bauernhöfe verwüstet; … Alle erdenkbaren „Notpressungen“ wurden verübt … Besonders übel hausten in unserer Gegend die kaiserlichen Regimenter Torquato Conti und das Regiment St. Julian 1628 – 1629, und die Schweden machten es 1636 und 1639 nicht besser. Altlandsberg geht 1632, von den Soldaten angezündet, in Flammen auf; eine ganze Zahl Dörfer hatte schon vorher das gleiche Schicksal erlitten. Auch der krause Kriegsherr Wallenstein war in unserer nächsten Nähe – vom 7. – 9. November 1627 und vom 13. – 15. Juni 1628 hielt es sich in Strausberg auf.“

 

Wallenstein wurde bekanntlich im Jahr 1634 aus politischen Gründen ermordet. Die Nachrichten aus diesen trüben Zeiten sind äußerst dürftig. Giertz schreibt in seiner Chronik über die umliegenden Dörfer zu Kriegsabgaben:

 

„Am 8. Dezember 1636 das Schottische Regiment hierselbst (in Strausberg) angelangt, und haben die Dörfer Kienbaum, Trebuß, Rehfelde, Eiche, Merow, Höhnow und Petershagen täglich 80 schfl. Hafer, 15 Fuder Heu und das nöthige Stroh dazu (bis 17. Dezember) liefern müssen.“

 

 Dieser erbarmungslose Krieg endete mit dem Westfälischen Frieden am 24. Oktober 1648. 

 

30jähriger Krieg

Aus der Giertz - Chronik Seite 470 Überfall, Plünderung und Vernichtung eines Dorfes